Baumkommission entscheidet sich für Erhalt – Andreas Menner sägt vier Stunden lang.
Die Buche neben Diebsturm und Appretur in der Grünanlage an der Grabenstraße, die wie berichtet vom Orkan Anfang vergangener Woche arg in Mitleidenschaft gezogen worden war, soll erhalten werden: Das hat die städtische Baumkommission entschieden, auch wenn dazu ein ziemlich radikaler Baumschnitt nötig war.
Diesen Donnerstag wurde einer der beiden Hauptstämme – von dem wiederum ein mächtiger Seitentrieb, „Zwiesel“ genannt, abgebrochen war – bis auf einen Reststumpf abgesägt. Andreas Menner, im Baubetriebshof für die Baumpflege in der Stadt zuständig, und ein Bauhofkollege waren fast vier Stunden lang in schwindelnder Höhe mit der Motorsäge beschäftigt.
Die über 70 Jahre alte Buche, die mit zu den markantesten Bäumen im Oval entlang der historischen Isnyer Stadtmauer zählt, hat nun etwa die Hälfte ihrer einstigen Krone verloren. Um den kompletten Verlust des Schatten spendenden Wahrzeichens hatten vor allem die „Freunde der Appretur“ gebangt. Steht die Buche doch direkt neben dem industriehistorisch bedeutsamen, denkmalgeschützten Gebäude, um dessen Revitalisierung sie seit Jahren ringen. Co-Vorsitzende Liane Menz filmte die Arbeiten am Donnerstag mit einer Drohne auch von oben.
Alexandra Haug, Landschaftsund Gartenplanerin im Rathaus, sowie Menner hatten der Baumkommission vergangene Woche ihre umfangreiche Einschätzung der Sachlage geschildert und um eine Entscheidung
gebeten (SZ berichtete). Die fiel „pro Buche“, trotz absehbar andauernd nötiger und kostenintensiver
Pflegemaßnahmen im Vergleich zu einer Neupflanzung.
Zur Baumkommission gehören neben Haug und Menner, die beratende Mitglieder ohne Stimmrecht sind, Stadtförster Johannes Merta und die Naturschutzbeauftragte der Stadt, Dorothee Stuckle, sowie jeweils ein Mitglied der vier Gemeinderatsfraktionen: Alexander Sochor (CDU), Claus Zengerle (Freie Wähler), Petra Eyssel (Grüne) und Erhard Bolender für die SPD.
Am Donnerstagvormittag entfernten Andreas Menner und ein Bauhofkollege aus der Kanzel eines so genannten Hubsteigers heraus zunächst Äste im oberen Kronenbereich des durch eine meterlange Risswunde verletzten Stammes, den sie anschließend Stück für Stück von oben nach unten verkürzten. Auch im oberen Kronenbereich der zweiten Baumhälfte wurden einige Äste entfernt und Spitzen gekürzt, um der Buche für die Zukunft wieder mehr Stabilität zu verleihen.
Alexandra Haug erklärte am Freitag auf Nachfrage, dass Menner die Gelegenheit auch genutzt habe, um
eine Anbindung in der Krone zu überprüfen, ein Stahlseil, das die Buche schon länger stabilisiert. „Es
sieht gut aus“, gab die Landschaftsplanerin den Befund wieder.
Neben dem intakten Stamm ragt nun ein abgesägter Stumpf in die Höhe. „Nach aktuellem Wissensstand in der Baumpflege lässt man ihn länger“, erklärte Haug. Zwar sei absehbar, dass irgendwann Fäule ins Holz eindringe und über kurz oder lang den gesamten Baum im unteren Bereich schädige. Doch das dauere beim optisch nicht unbedingt schön anmutenden Stumpf deutlich länger. Ob die arg gestutzte und halbierte Krone ihren das Stadtbild prägenden Charakter wieder entfaltet, wird sich zeigen, wenn das Laub wieder sprießt.
Schwäbiche Zeitung – Ausgabe 22. Februar 2020 von Tobias Schumacher

