Ein Urknall als Ende der Leidensgeschichte.

Appretur: Potenzieller Betreiber stellt sich und seine Pläne vor.

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Die „Gesundheitswelt Isny“ soll nach den Betreiberplänen neben der Appretur auch den Diebsturm einschließen.

Der Name kursierte schon seit Mitte Januar in der „Denkbar“, am vergangenem Donnerstag, als die „Freunde der Appretur Isny e.V.“ im Kurhaus ihre Jahresversammlung abhielten, wurde er offiziell genannt: Der gemeinnützige „Verein für Gesundheitssport e.V.“ mit Sitz in der Klinik Überruh interessiert sich für eine Nutzung der Appretur „als Sauna- und Wellness-Besonderheit“. Und dies samt Diebsturm, in den eine „Themensauna“ eingebaut werden könnte, erläuterte der Geschäftsführer des Vereins, Hellmuth Bartholomä, als er sein potenzielles Betreiberkonzept vorstellte.

Dreh- und Angelpunkt ist allerdings die Finanzierung des Appretur-Umbaus im Rahmen einer zu gründenden Genossenschaft, machten beide Vereinsseiten deutlich. Sprich: Es müssen möglichst Viele an das Projekt glauben. Stellvertretender Bürgermeister Peter Clement gab sich in seinem Grußwort optimistisch: „Was wir erleben ist ein Urknall, wenn es gelingt, Begeisterung zu erzielen, dass die eins bis zwei Millionen zusammenkommen, die wir brauchen werden, um das Gebäude zu erhalten, zu sanieren, um die lange Leidensgeschichte zu beenden.“

Eine „Gesundheitswelt Isny“ solle die bestehenden Einrichtungen in Überruh für Reha-Sport und Ernährungsberatung, mit Sauna und Schwimmbad erweitern, sagte Bartholomä. Ziele seien eine „bessere Erreichbarkeit und geringere Entfernung zum Haupteinzugsgebiet, flexiblere Betriebszeiten“, außerdem die „Ausweitung der Aktivitäten, insbesondere zur betrieblichen Gesundheitsförderung in Kooperation mit ortsansässigen Unternehmen“, um „neue Kundengruppen zu erschließen“. So wolle er die „erfolgreichen Vereinsaktivitäten dauerhaft sichern“. Bereits im Juni 2013 habe die Mitgliederversammlung des Vereins für Gesundheitssport seiner Führung „das Mandat zur Entwicklung eines alternativen, zusätzlichen Standorts im Stadtgebiet von Isny“ erteilt.

Schon detailliertes Raumkonzept

Bartholomä bejahte die Frage, ob seine Pläne realisierbar seien, mit dem Verweis auf seine frühere Tätigkeit als Stadtplaner. In der Appretur sei geplant, im Erdgeschoss einen zentralen Empfangs- und Informationsbereich sowie zwei Gruppenräume für Präventions-, Rehabilitations- und Gesundheitssport einzurichten, die auch für Seminare, Schulungen und sonstige Veranstaltungen „nutzbar“ wären, sowie eine öffentliche Gastronomie.

Im Obergeschoss befänden sich ein Fitnessraum, eine Umkleide mit Sanitärräumen und ein Büro. Herzstück wäre das Dachgeschoss, wo Platz sei für eine Sauna-Welt mit Massage- und Wellnessbereich, „auch unter Einbeziehung des Diebsturms“, betonte Bartholomä. Nachdem die Stadt am 23. Januar einen Planungskostenzuschuss für die Freunde der Appretur über 10.000 Euro bewilligt hatte, sollen laut Bartholomä schon Anfang April „die beauftragten Architekten anhand des Raumprogramms ihre Vorplanung und Kostenschätzung intern präsentieren“. Im Mai sollen die Architektenentwürfe und des Nutzungskonzepts dann dem Gemeinderat vorgestellt werden. Die Nutzfläche sei mit 660 Quadratmetern „ein bisschen knapp“, nachdem der Studentenwettbewerb 2016 aber „Erweiterungsanbauten“ angedacht hatte, kann sich Bartholomä auch ein „Raumprogramm mit 1000 Quadratmetern“ vorstellen.

Um das Projekt umzusetzen, soll eine Genossenschaft das Nutzungsrecht von der Stadt Isny als Eigentümerin der Appretur in Erbpacht erwerben, de facto also als Investor installiert werden. „Die Erfolgsaussichten des Vorhabens hängen entscheidend vom Gelingen der Finanzierung ab“, unterstrich Bartholomä, der aktuell 162 Vereinsmitglieder repräsentiert.

Noch mehr Freunde der Appretur

Noch nicht ganz so viele, nämlich 101, zählen die „Freunde der Appretur“. Liane Menz erhielt kräftigen Applaus dafür, dass sie vor der Mitgliederversammlung noch einmal in der Stadt auf „Anwerbetour“ unterwegs war, weil Vereine mit mehr als 100 Mitgliedern von der Stadt einen höheren Zuschuss erhalten.

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Hellmuth Bartholomä und die Appretur-Power-Frauen.

Zuvor hatte Schatzmeisterin Anke Tregner ein erfolgreiches „Geschäftsjahr“ dargelegt, an dessen Ende ein Überschuss von knapp 5470 Euro herauskam. Auch diese Zahl erntete Beifall angesichts des Aufwands und der Aktivitäten, die die Freunde der Appretur 2016 bewältigt hatten, etwa den Studentenwettbewerb, an den Petra Eyssel zu Beginn erinnerte. Der Vereinsvorstand wurde einstimmig entlastet.

Schwäbische Zeitung – Ausgabe 28. März 2017 (Tobias Schumacher)