Antrag am Montagabend im Gemeinderat – Peter Liebald regt „Hostel“ an.
Wenn am Montagabend der Gemeinderat über den Haushalt 2017 berät, wird kurzfristig noch ein Antrag auf Fördergelder in Höhe von 12000 Euro für den Verein „Freunde der Appretur Isny e.V.“ eingebracht werden. Das kündigte die SPD-Fraktion auf ihrer Sitzung am vergangenen Donnerstag an.
Freunde der Appretur-Vorsitzende Petra Eyssel hatte beim Monatstreffen der „Denkbar“ im Eberz vor einer Woche den Wortlaut des Antrages vorgestellt, den sie mit Oswald Längst, dem früheren Hauptamtsleiter im Isnyer Rathaus, ausgearbeitet hat. Die zehn anwesenden Mitglieder forderte sie auf, persönlich auf die Gemeinderäte auch der beiden anderen Rathaus-Fraktionen zuzugehen und für eine Zustimmung zum Förderantrag zu werben. 2000 Euro will der Verein selbst aufbringen.
„Der Betreiber stellt das Konzept“
Das Geld soll dieses Jahr einen Planungsauftrag für die Appretur ermöglichen, der die baulichen Gegebenheiten und denkmalpflegerische Aspekte erfasst. Er soll einem potenziellen Betreiber sowohl finanzielle als auch architektonische Perspektiven für eine wirtschaftliche Nutzung des Gebäudes eröffnen. Eyssel betonte zugleich, dass nicht der Verein „Freunde der Appretur“ ein Konzept erarbeiten oder umsetzen wird: „Unser Statement lautet ganz klar: Der Betreiber stellt das Konzept.“

Nichtsdestotrotz stellte Peter Liebald im „Eberz“ den Anwesenden seine Gedanken vor, die er sich zur Wiederbelebung der Appretur gemacht hat: „Durch die vielseitigen Entwürfe der Studenten inspiriert und von meiner Vorstellung von einer praktikablen Umsetzbarkeit geleitet“, hat der Schreinermeister aus Sommersbach auf 16 Seiten mit handkolorierten Skizzen seine Ideen für ein „Hostel für Biker, Wanderer, Weltenbummler, Familien“ zusammengefasst. Am Diebsturm will er innen und außen Kletterstrecken anbringen. In der Denkbar erntete er für seine Vorschläge viel Sympathie und anerkennendes Kopfnicken.
Ein Service-Treffpunkt
Das Hostel könnte laut Liebald außerdem „Service-Treffpunkt für sportlich Aktive, Gesundheitsbewusste, Naturliebhaber, Genießer und alle Touristen, Radler, Kletterer, Wanderer, Künstler, Musikfans“ werden. Dazu sieht er Übernachtungsmöglichkeiten und „Räume zum Feiern, Schulen, Austauschen, Helfen (lassen), Informieren, Präsentieren, Ausstellen, Wohlfühlen, Trainieren, Tagen, Genießen, Lernen und Einüben“ vor.
Zentrale „Stichpunkte“ sind für ihn, den Charakter der Gebäude zu erhalten, ein „vernünftiger Kostenrahmen – kein Protz“, ein durchschaubares Konzept mit regionalen Produkten, Anbietern und Betreibern, das auf breite Akzeptanz stößt, und die eine ganzjährige Nutzung. Als „professionelle Anbieter“ kann sich Liebald Brauer, Käser, Bäcker, Wohnmobilbauer, einen Bikeladen – eventuell in Kooperation mit ansässigen Geschäften – Spezialisten für Outdoor, Biowaren, Fitness, Wellness und Gesundheit vorstellen.
Hier hakte Petra Eyssel ein: Erste Gespräche mit einem potenziellen Isnyer Betreiber aus dem Gesundheits- und Wellnessbereich hätten begonnen. Der Interessent und sein Architekt schauten sich die Appretur am Mittwoch vergangener Woche erstmals von innen an.
Diebsturm als weiteres Stadttor
Auch architektonisch hat sich Liebald umfassend Gedanken gemacht. Im Wesentlichen will er das äußere Erscheinungsbild erhalten und „moderne leichte Glasanbauten“ hinzufügen. Durchbrüche, auch durch den Diebsturm, der somit zusätzliches „Stadttor“ würde, Eingänge und neue, unaufdringliche Außentreppen sollen die Nutzung ermöglichen. Innenräume will er „im nötigen Umfang“ entkernen, um Raum zu schaffen, „intelligent“ dämmen, Installationen aufs Nötigste beschränken und mit Solar-Panels auf dem Dach einen Großteil der Energie autark zu gewinnen.
„In vollem Umfang erhalten“ will der Schreinermeister den historischen Dachboden, der durch seine Luftigkeit beeindrucke: Er nehme die „offene Appretur wörtlich“ und schlägt ins Gebälk gehängte Schlafkojen in der Größe eines Wohnmobil-Wohnraumes vor. Auf dem überdachten Balkon könnten Gäste „gemütlich ein Feierabendbier genießen, über Gott und die Welt und die Tour und das Allgäu quatschen“. Diese Lösung sei „alleinstellend und auffallend und sicher ein Magnet.“
„Idee fällt aus dem Rahmen“
Dies bescheinigte ihm im Eberz auch SPD-Gemeinderat Erhard Bolender: „Deine Idee fällt aus dem Rahmen, ich finde sie angenehm und spannend.“ Während der Umsetzung der „Allgäuer Wandertrilogie“ habe er an die 30 Orte besucht, doch er habe nirgends etwas gesehen, das mit Liebalds Vorschlägen vergleichbar sei.
Schwäbische Zeitung – Ausgabe 23. Januar 2017 (Tobias Schumacher)