
Ungewöhnliche und visionäre Ideen für die Appretur.
Studenten der Hochschule für Technik, Gestaltung und Wirtschaft (HTWG) in Konstanz haben ihre Entwürfe für die Appretur an der Stadtmauer vorgestellt. Sowohl architektonisch als auch für die Nutzung haben sie sich einiges einfallen lassen. Der 22. September markiert eine neue Zeitrechnung für die Appretur, die der Verein „Freunde der Appretur“ aus ihrem Dornröschenschlaf holen will. Mit ihren bemerkenswerten, wenn auch nur ansatzweise umsetzbaren Entwürfen, haben sich die 18 Masterstudenten unter ihrem Professor Josef Lenz dem Urteil der Jury unterworfen. Die Jurymitglieder waren die Politikwissenschaftlerin Sylvia Greiffenhagen, Architekt und Heimatpfleger Georg Zimmer, Schreinermeister Peter Liebald, Bürgermeister Rainer Magenreuter und der Architekt Peter Zumthor. Zumthor verließ die Jury jedoch nach kurzer Zeit wieder, mit der Begründung, er habe eine andere Herangehensweise an Architektur, wie er sie bei den Studenten vorgefunden habe. Er sehe sich daher nicht in der Lage, die Entwürfe zu bewerten. Georg Zimmer übernahm den Vorsitz der Jury und die abschließende Prämierung. Sein kritischer Blick auf das architektonisch Machbare verband sich dabei mit Wohlwollen für die freien Ideen der Studierenden. Katharina Alber und Vanessa Steinhilber belegten die ersten Plätze, Siliva Mozer teilte sich mit Julian Klein Platz zwei.
Die Studierenden haben neben visionären Elementen durchaus überlegenswerte Ideen für Architektur und Nutzung des ehemaligen Industriegebäudes geliefert. Sie hatten sich mit den architektonischen Gegebenheiten aber auch mit dem, was in Isny fehlt, was hier machbar ist und was der Stadt gut tun würde, gründlich auseinandergesetzt. Mit unverstelltem Blick von außen ist den angehenden Architekten aufgefallen, was viele Isnyer schon lange nicht mehr bemerken. Beispiel: die gemauerten Bögen an der Innenseite der Stadtmauer. Das müssen einst Öffnungen gewesen sein, warum also nicht die Appretur durch die Stadtmauer hindurch zur Stadt öffnen? Der Durchgang neben der Appretur ist neuzeitlichen Datums, also könnte man diesen verschließen und dafür neben dem Diebsturm die Mauer öffnen, so eine andere Idee. Von einer Erweiterung mittels Glasanbau bis zur (reizvollen aber statisch wohl unmöglichen) Nutzung des Diebsturms als Lichtkanal, reichten die architektonischen Visionen. Manches davon würde wohl an den Anforderungen des Denkmalschutzes scheitern.
Auch über die Nutzung haben sich die Studenten intensiv Gedanken gemacht. Die Fantasie verband sich dabei durchaus mit praktischem Denken: Gastronomie, immer unter einem besonderen Aspekt, Regionalmarkt draußen mit passende Gastronomie drinnen, Markthalle, Stadtbücherei, Fahrradhotel oder Ausstellungsräume. „Mir ist aufgefallen, wie klein wir bisher gedacht haben“, bekannte Petra Eyssel, Vorsitzende des Vereins Freunde der Appretur bei der Eröffnung der Präsentation. Die Appretur ist im Besitz der Stadt, der Verein will das Gebäude als Bürgerprojekt mit neuem Leben füllen. Diesem Ziel ist er mit dem Architekturwettbewerb ein wenig näher gekommen.


Isny aktuell – Amtsblatt Stadt Isny Nr. 40 / 5. Oktober 2016 (Barbara Rau)