Das Neue belebt!

Präsentation der neuen Architekturentwürfe in der Appretur Isny

Donnerstagmorgen, es ist Markttag im kleinen beschaulichen Städtchen Isny im Allgäu. Ein Katzensprung vom Marktplatz entfernt, an der Stadtmauer ist was los. In aller Frühe streben zahlreiche junge Leute zur Appretur. Normalerweise ist das Gebäude ein ruhiger, beschaulicher Ort. Heute dagegen reges Treiben. Stimmengewirr ist zu hören, Pakete und Papierrollen werden unters Dach im 2. Stock getragen.

Es sind Architekturstudenten der HTWG Konstanz, die sich zielstrebig Plätze an Tischen und Wänden suchen, mitgebrachte Pläne pinnen, Modelle aufbauen. Seit März 2016 haben sie mit ihren Betreuern Professor Josef Lenz und Diplom Ingenieur Mark Schwesinger an diesen Entwürfen gearbeitet.

Die Idee, die Architektur der Appretur fortzuschreiben entstand während der Arbeit am Leitbild des Vereins: Freunde der Appretur Isny e.V.. Die Studenten im Masterstudium Architektur, Fachbereich Entwerfen bekamen die Leitgedanken des Vereins als Wettbewerbsaufgabe.

*Die Architektur des denkmalgeschützten Gebäudes wird fortgeschrieben.

*Das Gebäude hat Zukunft.

*Die besondere Atmosphäre des Ensembles lädt zum Verweilen ein.

*Der historische Bezug wird bewahrt.

*Öffentlichkeit und Gemeinschaft finden Raum.

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Im Masterkurs Architektur der HTWG Konstanz haben 18 Studenten am Wettbewerb „Neue Architektur für die Appretur“ teilgenommen

Von den 38 Studenten, die im März dieses Jahres in Isny waren und sich die Appretur vor Augen führten, präsentierten an diesem Abend 18 junge Menschen ihre Arbeiten. Die Bandbreite der Entwürfe zeigt sich in den Bereichen Kultur, Natur, Genuss, Begegnung und Sport. Überwiegend zeigen die Ideen die Verbindung von Alt und Neu. Die Entwürfe lassen das Gesicht des Gebäudes zur Stadt hin blicken. Sie öffnen es, geben Raum in Richtung Innenstadt. Im jetzigen Zustand ist die Appretur nur ein halbes Haus. Das Umschlingen und durchdringen der Mauer ist Thema der Arbeiten. Die Mauer wird zur Mitte des Gebäudes, alte und neue Architektur werden zu Einem. Mauerdurchbrüche zur Straße hin ziehen die Menschen aus der Innenstadt an. Leute sitzen auf der Galerie, essen, trinken und beobachten das Straßengeschehen. Das Gebäude zeigt sich von einer lichten Seite. Weiter zeigen die Modelle wie die bestehende Straßenachse zur Appretur hin aufgenommen wird und in den Eingang mündet. Das Geschehen in der Appretur ist Zielpunkt, die Menschen werden förmlich in das Gebäude hineingezogen. Die Vielfalt der Entwürfe zeigt sich in Galerien, Natur, Kunst, Handwerk, Markthallen, Brauerei, Esskultur, Portalort, Büchereien, Kletterhalle und Bikerhotel. Der Diebsturm wird Öffnung zur Stadt, ist ein Turm mit Lichtkuppel, hat einen Aufzug oder ist versehen mit Glasbausteinen.

Der Bezug zum Grüngürtel wird in den Präsentationen herausgearbeitet. Er schafft Ergänzung und betont die Natürlichkeit der Umgebung.

Das Thema Bibliothek ist ebenfalls mehrfach bearbeitet. Bücher entlang der Mauer, Nischen mit Kissen, Öffnungen für Licht. Insgesamt stehen 1000 m² zur Verfügung. Die Bücherregale finden Entsprechungen in der Fassade. Diese Entwürfe haben besondere Brisanz, da das Thema Bücherei ganz aktuell im Gemeinderat der Stadt Isny behandelt wurde. Es bleibt spannend. Die Entwürfe sind so vielleicht gar nicht eins zu eins umsetzbar. Sie eröffnen jedoch neue Perspektiven, wohin sich die Architektur des Gebäudes künftig entwickeln kann.

Peter Zumthor, prominentes Mitglied der Jury reiste vorzeitig ab und war bei der Prämierung der Entwürfe nicht mehr zugegen. Schade, doch wir als Verein nehmen dies mit Gelassenheit und möchten es nicht werten. Die vier verbliebenen Juroren:  Dr. Sylvia Greiffenhagen, Georg Zimmer, Peter Liebald, und Bürgermeister Rainer Magenreuter legten Wert darauf, dass der historische Bezug der Appretur gewahrt wird und achteten in ihrer Bewertung auf die Umsetzbarkeit der Entwürfe für Isny. Phantasievolle Ideen, oder Entwürfe, die sich in ihrer Ausarbeitung mehr dem Nebengebäude als der Appretur widmeten hatten keine Chance auf einen Preis.

Kurz beschreiben möchten wir die vier besten Entwürfe:

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1. Preis: Vanessa Steinhilber | Kässchmankerl in Isny

Ein Ort der Begegnung mit Gastronomie. Ein offener Raum, untergliedert in Galerien, aber mit Bezug zum denkmalgeschützten Dachstuhl. Im Gastraum im EG befindet man sich im Zentrum der Architektur. Der Diebsturm dient als Treppenhaus mit Aufzug und verbindet die Geschosse miteinander.

IMG_8716-KarinBucher Appretur in Isny - Ausstellung am 24.9.2016

1. Preis: Katharina Alber | Altes Bewahren, Zeitgemäß nutzen

Eine Markthalle mit dazugehörigem Marktplatz, innen entkernt. Die Appretur wird zum großzügigen Raum in dem sich Markthalle und Bistro befinden Alle Nebenräume sind im Untergeschoss. Öffnung durch Halbrundbögen in der Stadtmauer.

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2. Preis: Sylvia Mozer | Isny Portal

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2. Preis: Julian Klein | Markthalle Isny

Wie belebend dieser Abend für die Bürger von Isny ist, zeigt sich in den nicht enden wollenden Gesprächen der Gäste und Besucher bis spät in die Nacht. Der Wunsch und das Bestreben der Freunde der Appretur ist es, einen dieser besonderen Entwürfe in naher Zukunft in Isny zu verwirklichen. Der Verein sucht Interessenten und Unterstützer für diese außergewöhnlichen Möglichkeiten. Frau Dr. Sylvia Greiffenhagen verabschiedete sich mit den Worten: „Ich komme zur Eröffnung.“

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Die Ausstellung im DG der Appretur ist noch geöffnet von Do. 29. September bis Mo. 3. Oktober 2016 jeweils von 15 – 18. 00 Uhr

Verfasser (Petra Eyssel)