Jurymitglied verlässt Präsentation der studentischen Entwürfe vorzeitig.

Die Präsentation der studentischen Entwürfe für eine „Neue Architektur für die Appretur“ ist am frühen Donnerstagnachmittag durch eine böse Überraschung kurzzeitig unterbrochen worden: Jurymitglied Peter Zumthor sorgte für einen Eklat, indem er vorzeitig abreiste. Davon unbeirrt wurden am Abend die vier besten Arbeiten vor geladenem Publikum vorgestellt.
Als die vielen interessierten Gäste am Donnerstag nach und nach an der Appretur ankamen, um die Prämierung der Arbeiten der 18 Studenten der Hochschule für Technik, Gestaltung und Wirtschaft (HTWG) in Konstanz zu erleben, machte die Nachricht von der Abreise Zumthors immer weiter die Runde. Die vagen Vermutungen über die Gründe des durch die Idee eines Neuen Stadttors in Isny vor viereinhalb Jahren bekannt gewordenen Architekten beendete Petra Eyssel in ihrer Ansprache unter dem Dach des Gebäudes, um dessen Wiederbelebung sich der Verein „Freunde der Appretur“ und ihre Vorsitzende kümmern.
Zumthor, erklärte Eyssel, habe sich ein paar wenige Vorträge der Studenten angehört, sei dann aufgestanden und habe gesagt: „Das ist nicht meine Welt.“ Sie habe Zumthor, der ihr „aufgewühlt“ erschien, zum Hotel gebracht, dort habe er seine Tasche gepackt und zügig die Stadt verlassen, sagte Eyssel, die von einem „Schock“ bei den Vereinsmitgliedern sprach. Denn diese hatten große Hoffnungen in solch ein prominentes Zugpferd.
So blieb den vier weiteren Jurymitgliedern Sylvia Greiffenhagen, Georg Zimmer, Peter Liebald und Bürgermeister Rainer Magenreuter nichts anderes übrig, als einen neuen Vorsitzenden zu wählen – Zimmer bekam diese Aufgabe erteilt – und sich die weiteren Entwürfe erklären zu lassen. Drei Stunden lang gab es architektonische Ideen zu erleben, die es der Jury sehr schwer machten, einige Sieger zu küren. „Architektur ist Herausforderung und Abenteuer zugleich“, kommentierte Magenreuter später. Dozent Josef Lenz, der mit Mark Schwesinger die Masterstudenten betreute, lobte deren Kreativität.
Die Entscheidung der Jury fiel zugunsten von vier Arbeiten, wobei Katharina Alber und Vanessa Steinhilber erste Plätze belegten und Siliva Mozer sich mit Julian Klein Platz zwei teilte. Die Ideen reichten vom Erhalten der bisherigen Gebäudestruktur bis zum vollständigen Entkernen, vom gläsernen Anbau bis zur Unterkellerung, vom mehrfachen Durchbruch durch die Stadtmauer bis zum völligen Freistellen des Diebsturms. Die Idee mit einer Aussichtsplattform auf dem an das Appreturgebäude angrenzenden Turm schaffte es dagegen nicht in die engste Auswahl, wurde aber von Magenreuter trotzdem lobend erwähnt. Auch Ideen für eine Nutzung, die oft ein Restaurant oder Café vorsah, wurden von den Studenten eingebracht.
„Heute war wieder Leben an diesem Ort. Gratulation den Organisatoren für die tolle Arbeit“, kommentierte Heinz Bucher den Abend – und sprach damit sicher vielen aus der Seele. Die ausgewählten Entwürfe sollen jetzt weiter diskutiert werden, damit es in der Appretur in den kommenden Jahren vorangeht. Auch ohne Peter Zumthor.
Schwäbische Zeitung – Ausgabe 24. September 2016 (Michael Panzram)