Politikwissenschaftlerin Sylvia Greiffenhagen hält am kommenden Samstag einen Vortrag.
Von den Freunden der Appretur wird sie als „profunde Kennerin der Isnyer Geschichte“ angekündigt, was vor allem an ihren zwei Büchern liegt, die sie über die Stadt verfasst hat: Am Samstag, 11. Juni, hält die Politikwissenschaftlerin Sylvia Greiffenhagen ab 11 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses einen Vortrag zur Sonderausstellung „Isnyalisierung“, die im Moment im Museum am Mühlturm zu sehen ist. Bei freiem Eintritt richtet sich der Vortrag sowohl an diejenigen, die Interesse an der Geschichte haben, als auch an die, die die gegenwärtige Struktur Isnys interessiert.
Erst im vergangenen Jahr tauchte der Namen Sylvia Greiffenhagen in Isny wieder an prominenter Stelle auf: Im Zuge der Feierlichkeiten zu 650 Jahre Freie Reichsstadt wurde ihre 1988 veröffentlichte Dissertation „Politische Kultur Isnys im Allgäu – Auf den Spuren einer Freien Reichsstadt“ neu aufgelegt. Das Buch liefert eine gute Basis, um zu verstehen, wie Isny „isnyalisiert“ wurde.
Mit dem Publikum diskutieren als wesentlicher Bestandteil
Auf diesen Erkenntnissen fußend will Greiffenhagen, die 2003 unter dem Titel „ Isny im 19. und 20. Jahrhundert“ ein zweites Buch über die Allgäustadt auf den Markt brachte, ihren Vortrag am Samstag gestalten. „Ich will den Isnyern aber nicht ihre Stadt erklären“, sagt Greiffenhagen. Vielmehr will sie gemeinsam mit dem Publikum in einer Diskussion erarbeiten, wie und ob sich Isny in den vergangenen Jahrzehnten bis zum heutigen Tag entwickelt beziehungsweise verändert hat.

Über ihren Vortrag schreibt Greiffenhagen vorab wörtlich: Die Zeit der Industrialisierung hat Isnys Entwicklung tiefgreifend geprägt: In der ersten Phase im späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts schien die Stadt – aus eigener Kraft und mit viel Engagement – noch einmal an ihre wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung in Mittelalter und früher Neuzeit anknüpfen zu können. Je weiter das 19. Jahrhundert dann aber voranschritt, desto stärker fiel Isny hinter seine Allgäuer und oberschwäbischen Nachbarstädte zurück. „Isnyalisierung“ als anderes Wort für „Industrialisierung“ bedeutet für die Stadt also beides: einen kaum für möglich gehaltenen Aufschwung ebenso wie den anschließenden, unaufhaltsamen Abstieg. Der Vortrag zeigt die wesentlichen Linien dieser Entwicklung und fragt nach den Rahmenbedingungen und Gründen für Aufschwung und Abstieg. Die Referentin verweist dabei unter anderem auf einen spezifischen Isnyer Wirtschaftsgeist seit dem Mittelalter bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.
Greiffenhagen will mit ihrem Vortrag einen Beitrag zur aktuellen Sonderausstellung „Isnyalisierung“ im Museum am Mühlturm leisten. Sie findet es „interessant, wenn eine Stadt so einen Rückblick macht“. Dadurch biete sich die Gelegenheit für jeden, zu lernen, was Geschichte mit der Gegenwart zu tun hat und welche Traditionen sich womöglich erhalten haben. Dazu will die Politikwissenschaftlerin einen Denkanstoß geben.
Zur Vertiefung gibt es ebenfalls am 11. Juni um 14 Uhr die Themenführung „Auf den Spuren des C. U. Springer ein bedeutender Isny Unternehmer im 19. Jahrhundert“. Treffpunkt ist Museum am Mühlturm.
Schwäbische Zeitung – Ausgabe 7. Juni 2016 (Michael Panzram)