
Isny / ws Seit dem Mittelalter ist das Ensemble an der Südflanke des Isny-Ovals gewachsen. Und auch heute noch ist die Stadtmauer mit Wehrgang und Diebsturm, Appretur, Oberer Graben mit Weiher und dem Zwinger bis zur Bergtorstraße größtenteils im originalen Zustand vorhanden.
Die Appretur steht für die frühe Industrialisierung Isnys, in der einst Leinen- und Baumwolltücher veredelt wurden. Bis vor wenigen Jahren als Wohngebäude genutzt, steht das historische Kulturdenkmal nun leer. Seit zwei Jahren hat sich eine Bürgerinitiative – die Denkbar – mit der nötigen baulichen Sicherung und einer möglichen Wiederbelebung der Appretur und dem zugehörigen Terrain beschäftigt.
Damit der Entwicklungsprozess „die Appretur mit Leben zu füllen“ nicht mehr nur von einigen wenigen Personen abhängt, sondern auf eine breitere bürgerschaftliche und rechtlich sichere Basis gestellt wird, haben sich auf Einladung der Denkbar knapp 50 Interessierte getroffen, darunter 27 Gründungsmitglieder des neuen Vereins „Freunde der Appretur Isny e.V.“. Der jahrelange Denkprozess der Denkbar hat in der Vereinssatzung seinen Niederschlag gefunden: Die „Wiederbelebung“ der Appretur entwickelt sich aus den Ideen und dem Engagement der Bürger in Zusammenarbeit mit der Stadt als Eigentümer des Ensembles, heißt es dort. Die Neubelebung der Szene in und um die Appretur soll ein Willkommensgefühl für Einheimische und Gäste ausstrahlen, die an dieser Stelle die in weiten Teilen historische Altstadt betreten.
Raum für Kunst, Kultur und Kreativität
Die beiden Sprecherinnen Petra Eyssel und Liane Menz reden deshalb bewusst nicht von einem Investor den man einbinden möchte, vielmehr von einem Betreiber. Dabei soll die Appretur Raum für Kunst, Kultur und Kreativität haben, aber auch für eine dazu passende Gastronomie.
„Ein Haus für alle, getragen von Vielen“ soll es werden. Im Entwicklungsprozess zu dieser Vision seien noch viele weiterführende Ideen erwünscht und vor allem auch das finanzielle und tatkräftige Engagement vieler weiterer Appretur-Freunde, sagen die Mitglieder der Denkbar. Bis jetzt ist ein Leitbild als Grundlage gelegt. Es beinhaltet Stichworte wie: Gästehaus mit öffentlicher Gastronomie, Raum für kreative, kulturelle Projekte, Gebäudeerhaltung und Belebung. Die Vereins-Gründungsversammlung unter der Moderation von Otto Ziegler ging die von der Denkbar vorbereitete Satzung durch, diskutierte sie in Teilen und verabschiedete sie.
Die 27 Gründungsmitglieder wählten anschließend einstimmig den Vorstand. Vorsitzende ist Petra Eyssel, ihre Stellvertreterin Liane Menz, Schatzmeisterin wurde Anke Tregner, Schriftführerin Silke Denniger und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist Ursel Gutmair. Kassenprüfer sind Robert Blaser-Sziede und Peter Gutmair.
Hubert Jäger wuchs in der Appretur auf, seine Familie lebte darin 48 Jahre lang. Er zeigte der Versammlung den Kurzfilm über die 600 Jahr Feierlichkeiten des Reichsstadtjubiläums aus dem Jahr 1965. „Die Vereinsgründung ist der Start für die heiße Phase der Appreturentwicklung“, sagte Eyssel.
Schwäbische Zeitung – Ausgabe 5. Oktober 2015